UmweltZahnMedizin

Was Mediziner und Zahnärzte in vernetzter Kompetenz bewirken können.

Veröffentlicht am: 14. Januar 2020
Autor: Dr. med. dent. Jens Tartsch, Kilchberg ZH

„Gesund beginnt im Mund…?!“ oder „Was haben meine Zähne mit meiner Gesundheit zu tun..?“

Dass eine Zahnfleischerkrankung (Parodontitis) mit Diabetes zusammenhängen oder sich Leukämie auf der Mundschleimhaut zeigen kann, gehört heute zum medizinischen Allgemeinwissen.

Aber welcher Patient mit entzündlicher Darmerkrankung oder Allergien wird von einem Allgemeinmediziner zur interdisziplinären Abklärung zum Zahnarzt überwiesen?

Was weiss der Zahnarzt über die Gesundheit seines Patienten?

Hat der Zahnarzt Einfluss auf den gesamten Körper?

Die Weiterentwicklung moderner immunologischer Labordiagnostik, neue Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien und praktische Erfahrungen weisen auf weit reichende Zusammenhänge zwischen Mundhöhle und systemischen, chronisch entzündlichen Erkrankungen hin, welche nicht zuletzt durch zahnärztliche Massnahmen «getriggert» werden können.

Diesem Thema widmet sich die UmweltZahnMedizin, ein noch junger Teilbereich der Zahnmedizin. Sie beinhaltet eine wissenschaftlich fundierte Diagnostik und Behandlung chronisch kranker Patienten, als auch die Entwicklung individueller, vorbeugender Behandlungskonzepte für Gesunde. Ziel ist es, die immunologischen Einflüsse chronisch entzündlicher Erkrankungen in der Mundhöhle aufzuspüren und damit auch Erkrankungen fernab der Mundhöhle zu lindern oder zu verhindern.

Immerhin ist die Mundhöhle der Ort im Körper, welcher bspw. 24 Stunden pro Tag in direktem Kontakt mit Fremdmaterialien steht. Auch unterschwellige chronische Entzündungen bleiben im Mund häufig jahrelang unentdeckt, da sie meist schmerzfrei sind. Jedoch nehmen sie wie alle anderen chronischen Entzündungen Einfluss auf das Immunsystem und können sich somit auf den gesamten Körper auswirken.

Das Immunsystem agiert auch im Mund

Denn wir haben nur ein einziges Immunsystem, das natürlich auch im Mund agiert. Insbesondere die Mundhöhle ist aufgrund ihrer prädisponierten Lage als „Eintrittspforte“ ein wichtiger Teil des „Ganzen“ und kein ein isoliertes Teilsystem. Folglich kann auch die zahnärztliche Tätigkeit einen Einfluss auf den gesamten Körper haben. Neben dem Bereich der chronischen Entzündungen gilt dies nicht zuletzt auch für die zahnärztlichen Materialien, die im Mund verwendet werden – allen voran die Metalle und Kunststoffe für Füllungen und Zahnersatz. Obwohl alle Materialien hinreichend geprüft, biokompatibel und in zu erwartenden Konzentrationen nicht toxisch sind, zeigen neue Verfahren zur immunologischen Diagnostik, dass Allergien und Materialunverträglichkeiten dennoch eine Relevanz in der Zahnarztpraxis haben. Da jedes Immunsystem anders reagiert, sind sie Teil eines höchst individuellen Geschehens. Bisher fehlten lediglich die Instrumente, um dies auch zuverlässig zu erkennen. So können z.B. Metalle Allergien vom Typ IV und Kunststoffe zusätzlich vom Typ I auslösen, was mit konventionellen dermatologischen Tests nicht immer ausreichend festzustellen ist, über moderne Labordiagnostik jedoch nachweisbar wird.

Das Fass zum Überlaufen bringen

Bei dieser Art von Erkrankungen handelt es sich meist um chronisch entzündliche „Multisystemerkrankungen“, d.h. unterschiedliche Organe und Bereiche des Körpers sind davon betroffen. Entsprechend vielfältig sind die Leit-Symptome solch chronischer „Multisystemerkrankungen“: Die Palette reicht von Erschöpfung, Müdigkeit, Empfindlichkeiten, Muskel- und/oder Gelenkschmerzen bis hin zu Depression, Burnout und/oder chronischen Schmerzerkrankungen. Zu den typischen Erkrankungen zählen folglich vor allem auch Allergien, Autoimmunerkrankungen, chronische Infektionsverläufe sowie chronische Organentzündungen, wie z.B. Multiple Sklerose, Sarkoidose oder chronische Darmentzündungen. Das eigentliche Problem ist dabei vielfach nicht der aktuelle Krankheitsverursacher an sich. Als „der Tropfen zu viel“ kann bereits eine einfache Zahnfüllung oder eine Wurzelbehandlung das „Fass zum Überlaufen“ bringen und zum Verlust der Toleranz des Immunsystems führen.

 „Angst“ oder „Panikmache“ sind auf dem Gebiet der UmweltZahnMedizin fehl am Platze. An erster Stelle stehen seriöse Information und Aufklärung, eine umfassende Diagnostik und die Einbeziehung der individuellen klinischen Situation. Durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Arzt, Zahnarzt und Patient können chronische Multisystemerkrankungen in vielen Fällen erfolgreich behandelt und der Allgemeinzustand des Patienten verbessert werden.

„Gesund beginnt im Mund…“ – aus immunologischer Sicht ein Fakt!

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