Umweltmedizinische Belastungen. Die stille Pandemie!

Autoren: Dr. med. John van Limburg Stirum  und Dipl. Arzt Tomáš Hraško
Veröffentlicht: 21. März 2022

Mit Ausnahme von genetischen Krankheiten wird der Mensch grundsätzlich gesund geboren. Bei einem soliden Lebenswandel ohne unnatürliche schädliche Einflüsse von aussen ist der normale Alterungsprozess der limitierende Faktor. Mit den Fortschritten der modernen Zivilisation werden wir zunehmend mit Stoffen konfrontiert, welche unsere Gesundheit beeinträchtigen könnten. Völker, welche im Einklang mit der Natur leben, kennen diese Probleme viel weniger.

So beispielsweise die Hunzukuc, welche zu den gesündesten Völkern der Erde zählen. Sie leben im heutigen Pakistan auf über 2000 Metern Höhe, umgeben von hohen Bergen und fast völlig isoliert von der uns bekannten Zivilisation. Sie können ohne Weiteres über 100 Jahre alt werden. Frauen sollen sogar noch mit 60 Jahren gebärfähig sein. Unsere Physiologie hat sich in den letzten Millionen Jahren an die Natur angepasst und ist zu träge, mit den heutigen Veränderungen Schritt zu halten.
 

Umwelt und Medizin
Der Unterschied umweltmedizinischer Belastungsfaktoren zu den akuten Krankheiten oder Unfallereignissen liegt vor allem im Faktor Zeit begründet. Sind akute Krankheiten relativ nachvollziehbar in der Entstehung – wie eine Grippe, Lungenentzündung oder eine Knöchelverstauchung –, entwickeln sich chronische Krankheiten langsam und oft erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten. Dies erschwert massiv eine wissenschaftliche Anerkennung.

Eine andere Auslegung der Umweltbelastung wäre ein «Mangel an Natur». Kommen wir in der reinen Natur unbelastet zur Welt, so beginnen wir heute bereits bei der Geburt mit unzähligen chemischen Konfrontationen. In einer kürzlich veröffentlichten amerikanischen Studie wurden im Nabelblut von Neugeborenen bereits 109 Industriechemikalien entdeckt! Darunter sogar solche, deren Quelle, Zweck und Toxizität unbekannt waren.

 (Quelle: Suspect screening, prioritization and confirmation of environmental chemicals in maternal-newborn pairs from San Francisco (nih.gov)). 

Viele gesundheitliche Auswirkungen von Umweltschadstoffen sind dagegen bereits hinreichend bekannt und untersucht. Zu diesen gehören Schwermetalle wie Quecksilber, Arsen oder Cadmium, endokrine Disruptoren wie Bisphenol A, Parabene, Phthalate, Pestizide wie DDT, hoch toxische Substanzen wie Dioxine oder PCB. Zu krebserregenden Substanzen gehören Asbest, Lösungsmittel wie Benzol, Formaldehyd, aber auch Vinyl-Chlorid, manche Pestizide, Schwermetalle oder Dioxine.  Auch hochfrequente elektromagnetische Felder können negative Auswirkungen auf biologische Systeme entfalten.
 
Zeugen von Umweltkatastrophen sind ein lebender Beweis dafür, wie manche Substanzen unsere Gesundheit, aber auch die Natur schädigen können. Denken wir beispielsweise an die Minamata-Quecksilber-Katastrophe, den Seveso-Dioxin-Unfall, den Bhopal-Isocyanate-Unfall und an zahlreiche Atom- und Tankerkatastrophen. Diese traurige Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen. 

Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Bei all diesen chronischen Einflüssen müssen wir zwei Arten von gesundheitlichen Folgen unterscheiden:

  1. Störung der körperlichen Funktionen
  2. Zerstörung der körperlichen Funktionen

Störung der körperlichen Funktionen

Eine durch Schadstoffe verursachte Krankheit beginnt immer mit einer Störung einer körperlichen Funktion. Wird dies rechtzeitig erkannt und durch eine Entgiftung neutralisiert, ist eine vollkommene Ausheilung möglich. Solche Beschwerden können von unklaren Magen-Darm-Beschwerden über chronische Erschöpfung bis hin zu rheumatischen Beschwerden reichen.

Beispielsweise werden Enzyme durch Schwermetalle beeinträchtigt (Proteinschäden/Strukturveränderung). Diese können damit ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Findet diese Hemmung bei den Verdauungsenzymen statt, sind entsprechende Darmprobleme möglich. Werden die komplexen Funktionen in der Energiegewinnung der Mitochondrien gehemmt, fällt die Energieproduktion aus und wir fühlen uns erschöpft.

Die eigentliche Therapie liegt somit darin, die Quellen der Belastungen zu erforschen. Sind es verarbeitete Nahrungsmittel, Umwelteinwirkungen am Arbeitsplatz wie etwa in einem Reinigungsinstitut oder Chemielabor, ist es die Staubentwicklung an der Baustelle oder der Quecksilberdampf im Rahmen von Dentalbehandlungen?

Quecksilber ist eines der giftigsten Metalle überhaupt. Dessen Reaktionsfähigkeit (ionische und kovalente Bindungen) und damit viele Einsatzmöglichkeiten haben auch zu seiner massiven Verbreitung geführt. So auch beim Goldschürfen. Solche inzwischen in Vergessenheit geratenen Einsätze bedrohen noch heute Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Das Nervengift Quecksilber gelangt über die Atmosphäre in weit entfernte Regionen, lagert sich in Ozeanen und Flüssen auch in Europa ab und gelangt über die Nahrungskette in Fische, die wiederum von Menschen verzehrt werden. Ganz zu schweigen davon, welchen extremen Quecksilberkonzentrationen die Mitarbeiter in diesen Goldminen ausgesetzt sind.

Nicht zu vergessen sind auch die unzähligen Medikamente, welche wir mit zunehmendem Alter vom Arzt erhalten. Wenn wir Pech haben, werden dann weitere Medikamente verordnet, welche die Nebenwirkungen der anderen «behandeln».

Somit haben unsere Entgiftungsmechanismen alle Hände voll zu tun. Viele Patienten, welche umweltmedizinisch behandelt werden, wurden schon allein dadurch «geheilt», dass eine Übermedikamentierung beseitigt wurde.

Leider kann es aber auch vorkommen, dass diese Faktoren unerkannt bleiben oder auch primär so toxisch sind, dass sich im Körper permanente Schäden entwickeln. Damit kommen wir zur Folge Nummer zwei.

Zerstörung der körperlichen Funktionen

Lang anhaltende um- und inweltmedizinische Belastungen können, wenn die Stufe der funktionellen Belastung unerkannt bliebt, dauerhafte Schäden verursachen. Anderseits gibt es Eingriffe in unseren Organismus, welche von diesem entweder toleriert werden, was wohl am häufigsten der Fall sein wird, oder doch bei bestimmten Individuen Krankheiten auslösen können, je nach Schadstoff, individueller Entgiftungskapazität und Epigenetik. Dazu zählen wieder bestimmte dentale Anwendungen wie Amalgame oder das Legen von wurzeltoten Zähnen und gewisse Impfungen. Auffällig ist der massive Anstieg von Autoimmunerkrankungen oder Autismus seit der Zunahme der Impfungen in den 80er-Jahren.
 
Auch Nervenschäden kommen bei Schwermetallbelastungen vor. Diese Metalle lagern sich in die Nervenzellen ein, die danach vom Immunsystem als verändert wahrgenommen werden können. Somit tut das Immunsystem das, wozu es auch bestimmt ist: nämlich das Fremde aus dem Körper eliminieren. Dies wird über eine Entzündung bewerkstelligt. Und schon sind wir bei Krankheiten wie Multipler Sklerose oder ALS angelangt. Diese Krankheiten sind in der traditionellen Medizin unheilbar und auch in Kenntnis der möglichen Entstehung via umweltmedizinische Belastungen kaum durch eine Entgiftung zu beeinflussen. Trotzdem ist es lohnend, diesen therapeutischen Weg zumindest zu versuchen. Es gibt einzelne Kasuistiken, in denen es durch komplexe therapeutische Ansätze gelungen ist, sogar die unheilbare ALS auszuheilen! (Quelle: PMID: 28641283, DOI: 10.1159/000477397, https://www.karger.com/Article/Pdf/477397)

SSAAMP-Kongress 11. Juni 2022 / Beitrag
In unserem Chapter Umweltmedizin am Jahreskongress werden einige dieser wichtigen Faktoren vorgestellt und aufgezeigt, wie wir uns schützen bzw. behandeln können.

www.ssaamp.ch

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