
Veröffentlicht am: 25. August 2021
Autor: Dipl. Ing. Otto Knes
Mehr Informationen unter www.ssaamp.ch
Mit der Ferienzeit ist die Anzahl der positiv getesteten Corona-Fälle deutlich angestiegen.
Unter den positiv getesteten sind auch geimpfte Personen zu finden, was wieder die Frage zur Schutzwirkung der Impfung aufwirft, vor allem auch in Hinblick, dass die Delta-Variante derzeit für ca. 98% der Fälle verantwortlich ist.
Der Aktivität des Virus steht die Aktivität unseres Immunsystems gegenüber.
Wie reagiert unser Immunsystem auf die Konfrontation mit dem Virus? Die Frage nach der Art und Menge der gebildeten Antikörper beschäftigt uns in der Routine noch recht wenig, obwohl mittlerweile sehr gute Antikörpertests zur Verfügung stehen. Aus Sicht der Behörden wird die individuelle Bestimmung von Antikörpern noch nicht empfohlen mit der Begründung, dass man über Ausmass und Dauer der Schutzwirkung noch zu wenig weiss.
Wir kennen von anderen Infektionserkrankungen, dass die Konzentration der gebildeten Antikörper den Nachweis der Immunität darstellt und es einen Titer gibt, auf dessen Basis man eine Aussage über bestehende Immunität, oder Empfehlungen über allfällig weitere Impfungen abgeben kann.
Nicht so bei Corona. Was unabhängig vom vorhandenen Wissen über die Antikörper erstaunt ist, dass es für ein Zertifikat nur ausschlaggebend ist, dass man mit dem richtigen Impfstoff behandelt wurde. Ob als Konsequenz dieser Impfung tatsächlich Antikörper entwickelt wurden, ist nicht von Belang. So werden auch Personen, die auf Basis der Impfung nur unzureichend Antikörper entwickeln – sogenannte Nonresponder – ein Impfzertifikat bekommen, jemand der sich im Ausland mit alternativen Impfstoffen impfen liess ist hierzulande nicht zertifikatswürdig, auch wenn sich daraus ein hervorragender Antikörpertiter entwickelt hat.
Im benachbarten Ausland jedenfalls, akzeptiert man das Vorhandensein neutralisierender Antikörper als Nachweis für den Genesenen-Status.
Was sind nun neutralisierende Antikörper?
Nicht alle Arten von Antikörpern, die vom Immunsystem gebildet werden, wirken auch gegen die Pathogenität des Virus. Im Falle des Coronavirus sind neutralisierende Antikörper gegen das Spike-Protein des Virus gerichtet und haben eine hemmende Wirkung auf die Bindung der Rezeptor Bindungsdomäne (RBD) des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 an den ACE2-Rezeptor. In der Routine werden solche Neutralisationstests wegen der hohen sicherheitstechnischen Anforderungen an das Labor (Viruskultur) kaum eingesetzt, jedoch korreliert das Vorhandensein von Ig-G Antikörpern gegen das Spike-Protein gut mit der Konzentration von neutralisierenden Antikörpern. Die Bestimmung ist mittlerweile mit quantitativen Assays möglich, sodass sich sehr gut vergleichbare Konzentrationen der Titer angeben lassen. Dieser wird in der WHO – Einheit BAU/ml (BAU, Binding Antibody Units) angegeben und dient der Vergleichbarkeit mit anderen Tests, die ebenfalls dem WHO Standard entsprechen. Neutralisierende Antikörper können sowohl durch eine durchgemachte Infektion, als auch durch eine Impfung erworben werden.
Wie sieht es mit der weiteren Teststrategie aus?
Die Teststrategie für das repetitive Testen in Betrieben wurde vom Bund verlängert, derweilen in Diskussion steht, ob und wie lange das Gratis-Kontingent für Antigen-Schnelltests noch aufrecht gehalten wird.
Als neue Motivation wird aber nun das Selbsttesten mit den bewährten Speicheltests von zu Hause erwogen. Das Vertrauen in die Bevölkerung ist dabei aber nicht allzu gross, daher soll jeder die Abgabe der Speichelprobe per Video dokumentieren. Das Labor soll dann die Verantwortung darüber haben, ob die eingesendete Probe auch wirklich von demjenigen stammt, der vorgibt, den Test eingeschickt zu haben. Neben der Analyse der Proben, werden nun also noch Videos analysiert. Die „zurückhaltende Begeisterung“ der Labore dieser Strategie gegenüber ist verständlich…
Coronadiagnostik wird uns zweifellos noch eine Weile beschäftigen. Derweilen darf der Fokus in der praktischen Arbeit gerne auch auf die Funktionalität des Immunsystems gerichtet werden. Die Bedeutung von Mikronährstoffen für die Funktion des Immunsystems ist uns wohl bekannt und die Bestimmung von Faktoren wie zum Beispiel Vitamin D, Selen oder Zink ist vielleicht nicht Rocket Science, aber eine bewährte und in dieser Zeit sehr aktuelle Herangehensweise um dem Patienten zu zeigen, dass er ausser dem Tragen eine Maske auch anderweitig zu seinem Schutz beitragen kann.
Richten wir den Fokus allmählich wieder auf die Frage, wie wir Patienten und Kunden darauf vorbereiten können, einer allfällige Infektion mit einem fitten Immunsystem begegnen zu können.