
Veröffentlicht: 13. Februar 2025
Autor: Dr. med. John van Limburg Stirum
Eisen ist das am kontroversesten diskutierte Mineral in der medizinischen Praxis. Trotz seiner zentralen Bedeutung für ca. 200 verschiedene biologische Reaktionen u.a. für die Energieproduktion und den Sauerstofftransport, bleibt die Behandlung eines Eisenmangels häufig unzureichend, insbesondere bei der Entscheidung, ob Eiseninfusionen verabreicht werden sollten. Während viele Frauen im Menstruationsalter und Vegetrier:innen unter Eisenmangel leiden und trotz oraler Präparate nur unzureichend versorgt sind, scheuen viele Ärzte den Einsatz von Infusionen – meist aus Angst vor einer potenziellen Eisenüberladung oder ernsthaften Nebenwirkungen. Die Folge ist, dass viele Betroffene unbehandelt und unzureichend versorgt bleiben und deshalb mit ihren chronischen Beschwerden wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit, leben müssen.
Warum Eiseninfusionen sinnvoll sein können
Orale Eisenpräparate bringen häufig nicht die gewünschte Wirkung, vor allem aufgrund begrenzter Bioverfügbarkeit und unangenehmer gastrointestinaler Nebenwirkungen. Studien und Praxisbeobachtungen zeigen, dass Patienten, insbesondere Frauen, bei tiefen, aber noch „normalen“ Eisenwerten oft mit einer intravenösen Therapie besser versorgt werden können.
Optimalbereich vs.Referenzbereich
Ein weiteres Hindernis in der Eisenbehandlung ist die grosse Varianz der Referenzbereiche. Während einige Labore Ferritinwerte unter 30 µg/l als kritisch ansehen, gelten bei anderen Laboren erst Werte unter 15 µg/l als behandlungsbedürftig. Diese Spannbreite führt ebenfalls dazu, dass Patienten, die unter typischen Eisenmangelsymptomen leiden, keine Behandlung erhalten, wenn ihre Werte im tiefen Normalbereich liegen. Der Fokus sollte daher stärker auf eine symptombasierte Diagnose und die Berücksichtigung von individuellen Patientenbedürfnissen gelegt werden.
Praxisstudie
In der Seegarten Klinik wurde eine Eisen-Praxisstudie mit 136 symptomatischen Patienten durchgeführt. Die Patienten litten hauptsächlich unter chronischer Müdigkeit, Depressionen, Kopfschmerzen und Haarausfall. Von diesen hatten 108 Patienten „normale“ Ferritinwerte über 15 µg/L und 24 sogar über 50 µg/L. Sie erhielten Eiseninfusionen (maximal 200 µg pro Infusion) mit einem Ziel-Ferritinwert von 150 µg/L.
Von den 108 behandelten Patienten berichteten 74 über eine gute bis sehr gute Verbesserung (bzw. Heilung) ihrer Symptome, was einem Erfolg von 68,52 % entspricht. Unter strikter Berücksichtigung der Normbereiche hätten diese Patienten keine Hilfe erhalten, wären teilweise als „psychisch“ abgestempelt worden oder hätten Antidepressiva verschrieben bekommen.
Diese Erfahrung zeigt einmal mehr, dass bei Patientenbeschwerden mehr als nur die Standard-Referenzwerte berücksichtigt werden sollten. Jeder Mensch hat seinen individuellen Optimalbereich.
Die Fachfortbildung „Eisen, das umstrittenste Element“
24. April 2025 / Nachmittag / im St. Gotthard Zürich
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Der Fachkongress „Longevity» am 17.5.25
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