Referenzbereiche in der Labormedizin

Fortbildungs-Nachmittag im Hotel St. Gotthard Zürich am 30. Oktober 2025.

Programm 30.10.25 und Fortbildungen / Kongress 2026 unter www.ssaamp.ch

Veröffentlicht: 21. Oktober 2025

Autor: Dipl. Ing. Otto Knes

Auf Laborbefunden ist es üblich, zu jedem Wert einen Referenzbereich anzugeben. Was hat es mit diesen Werten auf sich?

Der Referenzbereich ist der Wertebereich, in dem die Messwerte einer definierten, gesunden Referenzpopulation liegen. Er dient als Vergleichsmassstab für die Interpretation individueller Ergebnisse der Messwerte aus dem Labor. In der Regel umfasst er das Intervall, in dem 95 % der Referenzpopulation liegen (zwischen der 2,5. und 97,5. Perzentile).

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Referenzbereich ein statisch abgeleiteter Bereich ist, der auf den Daten gesunder Personen beruht.

Früher wurde der Bereich «Normbereich» genannt. Nachdem dieses Wort aber eine «Norm» suggeriert, die es nicht gibt, ist man von dieser Bezeichnung wieder abgekommen. Immer noch wird der Referenzbereich aber zu sehr als «Norm» interpretiert, in dem sich jede Person zu befinden hat.

Zielbereiche

Im Gegensatz zu den statistisch erhobenen Werten für den Referenzbereich, sind Zielbereiche individuell oder krankheitsspezifisch definierte Bereiche, in denen ein Wert liegen soll. Dieser Bereich orientiert sich nicht zwangsläufig an einem Kollektiv gesunder Personen, sondern an therapeutischen Zielen.

Diese Vorgabe kann von Fachgesellschafen erfolgen, wie zum Beispiel der HbA1c – Wertes, der von den Diabetesgesellschaften definiert wird.

Ein Beispiel aus dem präventivmedizinischen Bereich ist der Omega-3-Index. Dieser ist definiert als der prozentuale Anteil an DHA und EPA an den Gesamtfettsäuren. In einem Laborbefund kann nun die Bestimmung der einzelnen Fettsäuren DHA und der EPA im Referenzbereich liegen, jedoch der Omega-3-Index trotzdem erniedrigt sein. Dies scheint widerspüchlich, liegt aber in der Vorgabe des Zielbereiches für den Omega-3-Index.

Referenzbereiche unterliegen verschiedenen Einflussfaktoren:

  • Geschlecht: Viele Parameter zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, z. B. Hämoglobin oder Kreatinin und natürlich die Sexualhormone
  • Alter: Für Kinder, Jugendliche und zum Teil auch ältere Menschen existieren altersabhängige Referenzbereiche, da Stoffwechsel und Organfunktionen variieren.
  • Methodenspezifität: Referenzbereiche hängen von der eingesetzten Messmethode und sogar vom Labor ab. Daher sind Werten, die in unterschiedlichen Laboren gemessen wurden, nicht immer direkt vergleichbar.
  • Aktualität: Manche klassischen Referenzwerte sind überholt. Beispielsweise wurden Referenzwerte für TSH oder Vitamin D3 in den letzten Jahren angepasst, oft auch unter Berücksichtigung neuer Studien zu Krankheitsrisiken.

Aktualität von Referenzbereichen am Beispiel von Vitamin D3

Lange Zeit wurden Vitamin-D-Spiegel nur im Hinblick auf die Vermeidung von Rachitis und Osteomalazie betrachtet. Werte > 50 nmol/L galten als ausreichend.

Zahlreiche epidemiologische und Interventionsstudien zeigten, dass Vitamin D nicht nur für den Knochenstoffwechsel, sondern auch für Immunsystem, Muskelfunktion, Herz-Kreislauf-Gesundheit und möglicherweise für Krebsrisiken bedeutsam ist. Man fand Zusammenhänge zwischen 25-(OH)-D3-Spiegeln und z. B. Sturzrisiko, Mortalität oder Autoimmunerkrankungen.

Neuere Empfehlungen tendieren dazu, 75 nmol/L als Zielbereich für bestimmte Risikogruppen zu akzeptieren

Dies sollte grundlegend die Diskussion über Prävention vs. Therapie anregen: Nicht nur „Mangel vermeiden“, sondern „optimale Versorgung“ als Ziel anstreben.

Referenzbereiche bieten eine statistische Vergleichsbasis, ersetzen aber nicht die ärztliche Beurteilung. Ein Laborwert, der ausserhalb des Referenzbereichs liegt, bedeutet nicht automatisch Krankheit, ebenso wie ein Wert innerhalb des Bereichs keine Garantie für Gesundheit oder optimalen Stoffwechsel ist. Die Interpretation muss stets individuell, unter Einbeziehung klinischer Symptome, anamnestischer Daten und patientenspezifischer Einflussfaktoren erfolgen.

Ich freue mich auf den 30.10.25 und den Netzwerkaustausch vor/während/nach der Fortbildung!

Dipl. Ing. Otto Knes
SSAAMP Vorstandsmitglied

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Fach-Fortbildungs-Nachmittag im Hotel St. Gotthard Zürich (beim Hauptbahnhof) von 13.00 bis 17 Uhr

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