Veröffentlicht am: 8. April 2020 Autor: Dr. med. John van Limburg Stirum, Vizepräsident SSAAMP Ihr Kommentar: Beiträge am Schluss des Blog erwünscht
Jeden Tag frage ich mich, was können wir in dieser Situation nur tun? Wann können wir wieder normal leben und arbeiten? Die einzige momentan richtige Antwort: Wir wissen es nicht. Deshalb ist es so wichtig, das Unabänderliche zu akzeptieren und das Mögliche umzusetzen. Somit fertig mit den Sorgen für die Welt, sorgen Sie mehr für sich und ihre Familie… und die Zeit danach. Fragen Sie sich: Was kann ich tun, damit ich vorbereitet bin. Damit es besser wird.
Wie wäre es, sich jetzt um die Gesundheit zu kümmern?
Ausreichend Schlaf, gesundes Essen, frische Luft, Sonnenschein, Bewegung und ein gutes Familienleben. Fertig mit Rauchen. Treiben Sie Sport zuhause. Im Internet findet man viele Anleitungen dazu, bspw. Tabata: 8 Minuten tgl sollten ausreichen! Eine gute Muskulatur birgt ein gutes Immunsystem! Jetzt ist die Gelegenheit zum Aufräumen, Lernen, Lesen, mehr Zeit mit der Familie. Statt alle am Tisch mit dem Handy, zusammen reden und füreinander wieder da sein. Wenn nicht jetzt… wann dann?
Aber was man nicht (mehr) machen sollte ist… Nachrichten schauen! Nur noch Corona! So viele Erkrankte, so viele Tote, überlastete Spitäler und so viel Panikmache. Angst macht gefügig und ist lähmend. Angst aktiviert unser Sympathikus-Nervensytem, welches ausgerichtet ist auf Katastrophe und Flucht. Es erhöht Cortisol und Adrenalin. Mehr Blutzucker, hoher Blutdruck, Herzklopfen. Auf in den Kampf! Aber was tun, wenn wir nur zuhause eingesperrt sind…!? Folgen sind Immunschwäche und schlechte Verdauung und damit verminderte Aufnahme von gesunden Nährstoffen, welche für das Wohlergehen unerlässlich sind!
Unser aller Ziel ist von CoVid verschont zu bleiben und nicht an den Schutzmassnahmen zu sterben!
Veröffentlicht am: 2. April 2020 Autor: Dr. med. Simon Feldhaus, Präsident SSAAMP Ihr Kommentar: Beiträge am Schluss des Blog erwünscht
Die Welt steht auf dem Kopf, nichts ist mehr so, wie es zu Beginn des Jahres noch war…
Wir erleben ein Informationschaos der Perfektion da so viele Experten (ob nun wirklich oder fake ist bei weitem nicht immer erkennbar) sich zu Wort melden und Ihre Meinung äussern.
Die Netzwerke explodieren mit tausenden von News, zum grössten Teil mit sehr fragwürdigen Inhalten, die die Unsicherheit in der Bevölkerung noch verstärken.
Die SSAAMP stand und steht für wissenschaftlich basierte Informationen und Weiterbildungen.
Daher möchten wir auch zu diesem Thema Stellung beziehen.
Wir können immer nur den aktuellen Stand beschreiben und kommentieren, schon nächste Woche kann die Realität eine andere sein. Ich möchte hier nun versuchen eine ganzheitliche Betrachtung der Situation zu vermitteln. Vorweg sei gesagt, dass auch die SSAAMP selbstverständlich ALLE vom Bund und BAG veröffentlichten Empfehlungen uneingeschränkt empfiehlt umzusetzen. Daneben gibt es aber doch einige Dinge zu kommentieren:
Zuerst zur Frage des Risikos und der Gefährlichkeit:
Es gibt eine Arbeit die in der Zeitschrift „Science“ publiziert wurde: Epidemiologen haben die Ausbreitung von COVID-19 in China untersucht und sind dabei der Frage nachgegangen, wie oft Neu- Infektionen überhaupt entdeckt wurden
Das Resultat ist erstaunlich: – Rund 85% (82-90%) aller Infektionen sind erfolgt, ohne dass jemand die Infektion bemerkt hat – Etwa 55% der unbemerkt Infizierten haben weitere Personen angesteckt
Dies wäre eigentlich zu erwarten, denn wie sonst wäre es erklärbar gewesen, dass die Infektionszahlen in China nach einigen Wochen gegen Null gesunken sind. Anhand der Immunitätsrate von weniger als 1% der Bevölkerung kann man das nicht erklären (weniger als 100’000 Personen in Wuhan von rund 10 Mio. Menschen erkrankt).
Es ist eher anzunehmen, dass die Rate von stummen Infektionen noch höher ausfällt. Betrachtet man die Zahlen in Italien, so stirbt etwa eine von zehn diagnostizierten Personen. Aber diagnostiziert heisst ja nicht infiziert! wenn man die Science Arbeit zugrunde legt, ist eher von eine von 1000 angesteckten Personen zu reden.
Was auch aus Italien und China bekannt ist: Rund 50% der Verstorbenen Patienten sind über 80 Jahre alt, fast 90% sind über 70-Jahre. Weiter hat sich gezeigt, dass rund 80% der Verstorbenen zwei oder mehr chronische Vorerkrankungen hatten.
Aktuelle Zusammenfassung der italienischen Gesundheitsbehörde: – Das Medianalter liegt bei 80.5 Jahren (79.5 bei den Männern, 83.7 bei den Frauen). – 10% der Verstorbenen waren über 90 Jahre alt; 90% waren über 70 Jahre alt. – Höchstens 0.8% der Verstorbenen hatte keine chronischen Vorerkrankungen. – Ca. 75% der Verstorbenen hatten zwei oder mehr Vorerkrankungen, ca. 50% hatten drei oder mehr Vorerkrankungen, darunter insb. Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs. – Fünf Verstorbene waren 31 bis 39 Jahre alt, alle mit schweren Vorerkrankungen. – Das Gesundheitsinstitut lässt weiterhin offen, woran die untersuchten Patienten starben, und spricht allgemein von »Covid19-positiven Verstorbenen«.
Sind alle diese Corona-Toten an oder mit Corona gestorben? Starben nicht viele an Pneumonien anderer Ursache, teilweise in hoher Zahl an Krankenhauskeimen?
Interessante Zahlen kommen bisher aus Japan: Obschon Japan als eines der ersten Länder positive Testresultate hatte und keinen „Lockdown“ einführte, ist es bisher eines der am wenigsten betroffenen Länder. Es wurden keine Zunahme an Lungenentzündungen und keine erhöhte Krankenhausbelegung berichtet.
Das bedeutet nicht, dass hinter diesen Zahlen nicht auch tragische Einzelschicksale stecken. Doch oft trifft es – ähnlich wie wir das von der Grippesaison kennen – gehäuft Personen, die am Ende ihres Lebens stehen.
Da durch die Altersstruktur unserer Gesellschaft viele genau in diese Gruppe gehören ist die Geschwindigkeit der Ausbreitung ein zentrales Problem. Gleiches gilt aber auch für die jüngeren Altersgruppen. Wenn zu viele gleichzeitig krank werden ist das weder für das Sozial- noch das Gesundheitssystem bewältigbar.
Daher sind die Massnahmen der Verlangsamung grundsätzlich notwendig. Wenn sie denn von allen umgesetzt würden! Genau da steckt das Problem unserer Gesellschaft, die mangelnde Solidarität in diesem Bereich und die offensichtliche Gedankenlosigkeit vieler Menschen, die keine Lust haben diese Massnahmen des sozial distancing einzuhalten, mit dem dummen Argument, dass „man selbst ja kein Risiko habe“.
Das Problem ist nicht der Virus, das Problem sind die Menschen und unsere Gesellschaft. Und vielleicht ist das genau eine der Ursachen warum es überhaupt zu der Pandemie oder gar zu dem Entstehen des Virus kam … Was alle aber verängstigt ist der Kontrollverlust durch fehlende Maßnahmen gegen das Virus. Und diese Angst könnte schlimmer sein das die Gefahr durch das Virus selbst…
Menschen bekommen Angst, weil sie einer neuen, großen und unbeherrschbaren Gefahr gegenüberstehen. Davor haben sie mehr Angst als vor bekannten Gefahren. Wir wissen zum Beispiel, dass jährlich 15.000 Menschen durch Krankenhauskeime sterben und 9000 durch Haushaltsunfälle und 2017 gab es 25000 Grippetote – ohne dass Panik ausgebrochen wäre.
Es geht darum, wie diese Zahlen eingeordnet werden. Wir Menschen haben ein entwicklungsgeschichtlich relativ junges Frontalhirn, das dazu dient Fakten zu ordnen und zu verarbeiten. Weiterhin haben wir ein Angsthirn im Hirnstamm, das entwicklungsgeschichtlich sehr alt ist. Wenn nun eine neue Gefahr auftritt, wie das Corona-Virus, dann kann das Angsthirn nichts damit anfangen, wenn ihm das Frontalhirn vorrechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Corona-Infektion zu sterben, doch sehr gering ist. Darum reagiert das Angsthirn instinktiv mit Angst und Flucht.
Die Entscheidungen des Hirnstamms zielen schon immer auf das Überleben. So gesehen sind Menschen wie Tiere, die auf Entscheidungen des Hirnstamms reagieren. Das Abwägen von Fakten macht das Angstsystem nicht, instinktiv geht es sofort um Leben und Tod. Man könnte es so beschreiben: Die Echse in uns hat die Führung übernommen. So verpuffen natürlich die Appelle an die Vernunft, zum Beispiel Hamsterkäufe zu unterlassen.
Menschen im Norden neigen generell zu mehr Angst, was möglicherweise daher kommt, dass man früher in den harten Wintern vorausschauend denken und Nahrungsmittel hamstern musste. Die Ängstlichen haben dies getan und überlebt, während die Sorglosen im Norden ausstarben. Wir sind die Nachfahren der Ängstlichen von damals; da Ängste sich vererben, haben wir heute noch das Hamster-Gen. Was wohl auch das unsinnige Horten von Lebensmitteln erklärt.
Daher ist es elementar, dass Ärzte «die Kirche im Dorf lassen» und Sicherheit ausstrahlen. Ziel muss sein die Patienten nicht zusätzlich verunsichern, selbst dann nicht, wenn sie selbst Angst haben, sich anzustecken
Aktuell erleben wir auch einen Wettkampf um die Medikamente. Diskutiert werden der Einsatz von Arthritis-Mitteln, Anti-Malaria-Mitteln und von gewissen Chemotherapeutika. Eine besondere Position nimmt Remdesivir ein. Es handelt sich um ein Virostatikum, dass in der Behandlung gegen RNA- Viren zum Einsatz kommt, wie Corona, Ebola und das Marburg-Virus. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA gab in einer Pressemitteilung am 19.3. bekannt, dass der erste Patient dadurch geheilt werden konnte. «Innert 12 Tagen war der 79-jährige Patient bereits zweimal rachenabstrich-negativ und kann nach Hause zurückkehren».
Hier müssen aber nun wissenschaftliche Untersuchungen zeigen ob es nicht einfach nur Einzelfälle sind. Wenn wir schon nicht so viel gegen das Virus machen können, warum sollten wir dann nicht einmal etwas für unser Immunsystem tun? Ein Problem dabei ist, dass es in der gesamten Schulmedizin kein einziges Medikament gibt, welches das Immunsystem fördert … Also nicht gegen den Virus, sondern FÜR den Menschen arbeiten und handeln. Dies geht leider in der aktuellen Situation völlig unter! Und genau dies war ist und schon immer die Domäne der naturheilkundlichen Medizin gewesen.
Je stärker unsere Abwehrkräfte, umso besser sind wir auch gegen das neuartige Coronavirus gerüstet. Daher ist es von großer Bedeutung, unsere Immunkraft zu stärken und zu erreichen, dass unsere Schleimhäute geschützt werden. Die Schleimhäute sind nämlich die Eintrittspforte für die Viren. Es gibt einige Mikronährstoffe, von denen wir wissen, dass sie das Immunsystem stimulieren bzw. regulieren. Bekannt ist, dass eine gute Versorgungmit Vitamin A, D und C, Selen und Zink – am besten optimiert nach einer Laborkontrolle – uns vor Infekten schützen kann. Dazu gibt es überzeugende Studien und sogar positive Meta-Analysen. Effiziente Dosierungen liegen hier für Vitamin D bei ca 50 IE pro kg Kg/dund Vitamin A bei 50 IE pro kg Kg/d.
Vitamin C hochdosiert könnte eine sehr spannende Option sein, zumindest gibt es positive Erfahrungsberichte. In Amerika ist sogar eine Phase 2 Studie gestartet worden: (Vitamin C Infusion for the Treatment of Severe 2019-nCov infected Pneumonia; es werden 12 Gramm Vitamin C Intravenös gegen Placebo getestet)
EPA und DHA sind effektive Immunmodulatoren die unter anderem immunstärkende Wirkungen haben, die wir zu Beginn einer Infektion dringend benötigen. Omega-3-Fettsäuren spielen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Entzündungsreaktion, die nach einer Infektion mit Pathogenen, einschließlich des Coronavirus (2019-nCov), auftritt. Je besser die Entzündungsreaktion reguliert wird, desto kleiner ist das Risiko, dass die auf die Infektion folgende Krankheit (im Falle des Coronavirus: COVID-19) einen schwerwiegenden Verlauf nimmt
Dazu sind ausreichende Dosierungen notwendig. Um den individuellen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren im Dosis-Bereich von 1.000-4.000 mg zu bestimmen, ist eine Fettsäure-Analyse empfehlenswert. Häufig benötigt man heute eine Menge von 2.000 mg der marinen Fettsäuren EPA und DHA täglich, um einen protektiven Omega-3 Index von 8 % zu erreichen. Auch für Echinacea und andere Phytotherapeutika sowie für ätherische Öle kann ein potentieller Effekt zumindest angenommen werden.
Mit Vitalpilzen – auch Heilpilze genannt – können wir unsere Abwehrkraft aber noch zusätzlich und ganz besonders effektiv unterstützen. Ein ganz wichtiger Vitalpilz ist hier der Coriolus mit starken antiviralen und auch antibakteriellen Effekten. Diese beruhen vor allem auf zwei im Coriolus enthaltenen Wirkstoffen, den Polysaccharidopeptiden PSK und PSP. Diese beiden Inhaltsstoffe aktivieren unsere zelluläre Abwehr.
Eine gute Ergänzung zum Coriolus ist der Reishi. Insbesondere durch seinen hohen Gehalt an Triterpenen entfaltet dieser Vitalpilz eine starke antientzündliche Wirkung.. Hervorzuheben ist in Zusammenhang mit dem Coronavirus zudem der starke antioxidative Effekt von beiden Pilzen. Sie senken auch in den Atemwegen den oxidativen Stress und könnten somit einer zu starken Vermehrung der Viren entgegenwirken.
Ganz so hilflos sind wir dann dieser «Bedrohung» doch nicht ausgesetzt und sollten genau diesen Faktor in den Vordergrund stellen. Nicht angsterfüllte panikerzeugende Berichterstattung, sondern positive gesundheitsfördernde Vorschläge sind zu empfehlen.
Zentral ist in unserer Gesellschaft nun die echte gelebte Solidarität zu fördern, denn eine angsterfüllte und auf gegenseitigem Misstrauen aufbauende Gemeinschaft wird die Herausforderung wohl kaum bestehen….
Und zuletzt noch eine ganz andere erschreckende Zahl: Ein Virus aus Afrika sorgt für keinerlei Aufregung, obschon es HEUTE für 25’000 Todesopfer gesorgt hat, vorwiegend Kinder. Der Name des Virus: Hunger. Davon lesen wir nichts …….
Veröffentlicht am: 12. Februar 2020 Autorin: Sybille Binder, dipl. Ernährungsberaterin FH, dipl. Vitalstofftherapeutin NHK Zürich
„Lasst Eure Nahrungsmittel Eure Heilmittel sein.“ Diese alte Aussage des griechischen Arztes der Antike, Hippokrates, findet in der Wissenschaft immer mehr Anerkennung, nachdem sie schon seit Jahrtausenden in traditionellen Medizinsystemen verankert war und eingesetzt wurde. In der modernen Medizin hat dieses Wissen lange Zeit wenig Beachtung gefunden.
Über Jahrzehnte hat sich die Wissenschaft vor allem mit den Energiewerten der Nahrungsmittel in Form von Kalorien und mit den Makronährstoffen Proteine, Kohlenhydrate und Fette auseinandergesetzt. Das Augenmerk richtete sich auf die optimale Abdeckung von Energieträgern. Ein Zuviel oder Zuwenig wurde mit Krankheiten gleichgesetzt. Über mehrere Jahrzehnte wurde Fett als Ursache für viele Zivilisationskrankheiten genannt, was heute infrage gestellt wird. Bei Gemüse und Obst wurden vor allem die Ballaststoffe sowie die Vitamine und Mineralien als wichtig für die Gesundheit erachtet. Je mehr die Wissenschaft in die Tiefe geht, desto klarer wird, dass die Hauptnährstoffe manchmal als weniger wichtig zu bewerten sind als das Fehlen von Inhaltsstoffen. Gerade angesichts der Komplexität von Entzündungen und Zellschäden sind Inhaltsstoffe sehr bedeutsam.
Sekundäre Inhaltsstoffe sind unterschiedliche chemische Verbindungen ohne Nährwert mit spezifischer Wirkung auf unterschiedliche Stoffwechselprozesse. Sekundäre Inhaltsstoffe werden von der Pflanze häufig als Schutz für sie selber produziert. Die Pflanze schützt sich durch diese Verbindungen vor UV-Strahlen, Viren, Bakterien, schädlichen Pilzen und hat auch Frassgifte entwickelt, damit sie von Tieren nicht verzehrt wird. Wenn Tiere diese fressen, können sie vergiftet werden oder Krankheitsbilder entwickeln. Dies sind zum Beispiel die Lektine, die nun auch in der Ernährungswissenschaft Bedeutung finden. Lektinreiche Nahrungsmittel können im Verdauungstrakt zur Verschiebung von Bakterien führen und entzündliche Prozesse im Darm selber oder im Organismus auslösen.
Viele der Inhaltsstoffe sind für Tier und Mensch giftig, da die Pflanze sie zu ihrem eigenen Schutz produziert. Unzählige von ihnen sind jedoch sehr effektiv und gesundheitsfördernd für Mensch und Tier. Bereits 1949 wies der indische Mediziner R. J. Vakil auf die heilende Wirkung von Schlangenwurzel hin; sie wirkt blutdrucksenkend, krampflösend und stimmungsaufhellend. 1967 zeigte Karl-Heinz Kubeczka auf, dass Knoblauch eine blutdruckreduzierende Wirkung hat. Aber es sollte noch viele Jahre dauern, bis pflanzliche Nahrungsmittel in ihrer Komplexität verstanden und ihre therapeutische Wirkung erkannt wurde.
Bislang sind etwa 100 000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe bekannt, wobei 5000 bis 10 000 in der menschlichen Nahrung vorkommen (Watzl 2008). Erst wenige sind wissenschaftlich erforscht. Es wird davon ausgegangen, dass in den nächsten Jahren verschiedene weitere Stoffe bekannt werden, die therapeutisch nützlich eingesetzt werden können.
Bisher gut erforscht sind zum Beispiel
Carotinoide und Flavonoide, welche antioxidative Wirkung haben
Phytosterine, Alkaloide, welche antientzündlich und schmerzreduzierend wirken
Noch weniger bekannt ist Psoralen, welches zu den Cumarinen gehört, ein Toxin, das Pflanzen entwickeln, um sich vor schädlicher Strahlung zu schützen. Die Wissenschaft zeigt, dass diese Substanz als photoaktive Chemotherapie zur Behandlung von Psoriasis und Vitiligo eingesetzt werden kann. Immer mehr finden sekundäre Inhaltsstoffe auch Bedeutung im Bereich der Epigenetik, sie wirken mit bei der Aktivierung oder Blockierung von Genen.
Inhaltsstoffe können aus den Pflanzen isoliert werden und so als Einzelsubstanz eingesetzt werden. Sie wirken jedoch häufig in Verbindung mit anderen Substanzen als Nahrungsmittel effizienter. So werden individuell eingesetzte Nahrungsmittel zu einem wichtigen Therapeutikum. Reich an solchen heilbringenden Inhaltsstoffen sind viele Gewürze und Kräuter, bestimmte Früchte und Gemüse.
Nahrung als Medizin und gleichzeitig Genuss, das ist die Kunst, die immer mehr Bedeutung findet. Kreative einfache Gerichte können grosse therapeutische Wirkung haben. Dies gilt aber nicht für alle, sondern ist individuell zu betrachten.
Sybille Binder
dipl. Ernährungsberaterin FH, dipl. Vitalstofftherapeutin NHK Zürich
Was Mediziner und Zahnärzte in vernetzter Kompetenz bewirken können.
Veröffentlicht am: 14. Januar 2020 Autor: Dr. med. dent. Jens Tartsch, Kilchberg ZH
„Gesund beginnt im Mund…?!“ oder „Was haben meine Zähne mit meiner Gesundheit zu tun..?“
Dass eine Zahnfleischerkrankung (Parodontitis) mit Diabetes zusammenhängen oder sich Leukämie auf der Mundschleimhaut zeigen kann, gehört heute zum medizinischen Allgemeinwissen.
Aber welcher Patient mit entzündlicher Darmerkrankung oder Allergien wird von einem Allgemeinmediziner zur interdisziplinären Abklärung zum Zahnarzt überwiesen?
Was weiss der Zahnarzt über die Gesundheit seines Patienten?
Hat der Zahnarzt Einfluss auf den gesamten Körper?
Die Weiterentwicklung moderner immunologischer Labordiagnostik, neue Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien und praktische Erfahrungen weisen auf weit reichende Zusammenhänge zwischen Mundhöhle und systemischen, chronisch entzündlichen Erkrankungen hin, welche nicht zuletzt durch zahnärztliche Massnahmen «getriggert» werden können.
Diesem Thema widmet sich die UmweltZahnMedizin, ein noch junger Teilbereich der Zahnmedizin. Sie beinhaltet eine wissenschaftlich fundierte Diagnostik und Behandlung chronisch kranker Patienten, als auch die Entwicklung individueller, vorbeugender Behandlungskonzepte für Gesunde. Ziel ist es, die immunologischen Einflüsse chronisch entzündlicher Erkrankungen in der Mundhöhle aufzuspüren und damit auch Erkrankungen fernab der Mundhöhle zu lindern oder zu verhindern.
Immerhin ist die Mundhöhle der Ort im Körper, welcher bspw. 24 Stunden pro Tag in direktem Kontakt mit Fremdmaterialien steht. Auch unterschwellige chronische Entzündungen bleiben im Mund häufig jahrelang unentdeckt, da sie meist schmerzfrei sind. Jedoch nehmen sie wie alle anderen chronischen Entzündungen Einfluss auf das Immunsystem und können sich somit auf den gesamten Körper auswirken.
Das Immunsystem agiert auch im Mund
Denn wir haben nur ein einziges Immunsystem, das natürlich auch im Mund agiert. Insbesondere die Mundhöhle ist aufgrund ihrer prädisponierten Lage als „Eintrittspforte“ ein wichtiger Teil des „Ganzen“ und kein ein isoliertes Teilsystem. Folglich kann auch die zahnärztliche Tätigkeit einen Einfluss auf den gesamten Körper haben. Neben dem Bereich der chronischen Entzündungen gilt dies nicht zuletzt auch für die zahnärztlichen Materialien, die im Mund verwendet werden – allen voran die Metalle und Kunststoffe für Füllungen und Zahnersatz. Obwohl alle Materialien hinreichend geprüft, biokompatibel und in zu erwartenden Konzentrationen nicht toxisch sind, zeigen neue Verfahren zur immunologischen Diagnostik, dass Allergien und Materialunverträglichkeiten dennoch eine Relevanz in der Zahnarztpraxis haben. Da jedes Immunsystem anders reagiert, sind sie Teil eines höchst individuellen Geschehens. Bisher fehlten lediglich die Instrumente, um dies auch zuverlässig zu erkennen. So können z.B. Metalle Allergien vom Typ IV und Kunststoffe zusätzlich vom Typ I auslösen, was mit konventionellen dermatologischen Tests nicht immer ausreichend festzustellen ist, über moderne Labordiagnostik jedoch nachweisbar wird.
Das Fass zum Überlaufen bringen
Bei dieser Art von Erkrankungen handelt es sich meist um chronisch entzündliche „Multisystemerkrankungen“, d.h. unterschiedliche Organe und Bereiche des Körpers sind davon betroffen. Entsprechend vielfältig sind die Leit-Symptome solch chronischer „Multisystemerkrankungen“: Die Palette reicht von Erschöpfung, Müdigkeit, Empfindlichkeiten, Muskel- und/oder Gelenkschmerzen bis hin zu Depression, Burnout und/oder chronischen Schmerzerkrankungen. Zu den typischen Erkrankungen zählen folglich vor allem auch Allergien, Autoimmunerkrankungen, chronische Infektionsverläufe sowie chronische Organentzündungen, wie z.B. Multiple Sklerose, Sarkoidose oder chronische Darmentzündungen. Das eigentliche Problem ist dabei vielfach nicht der aktuelle Krankheitsverursacher an sich. Als „der Tropfen zu viel“ kann bereits eine einfache Zahnfüllung oder eine Wurzelbehandlung das „Fass zum Überlaufen“ bringen und zum Verlust der Toleranz des Immunsystems führen.
„Angst“ oder „Panikmache“ sind auf dem Gebiet der UmweltZahnMedizin fehl am Platze. An erster Stelle stehen seriöse Information und Aufklärung, eine umfassende Diagnostik und die Einbeziehung der individuellen klinischen Situation. Durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Arzt, Zahnarzt und Patient können chronische Multisystemerkrankungen in vielen Fällen erfolgreich behandelt und der Allgemeinzustand des Patienten verbessert werden.
„Gesund beginnt im Mund…“ – aus immunologischer Sicht ein Fakt!
Veröffentlicht am: 2. Dezember 2019 Autor: Dr. med. John van Limburg Stirum, Vizepräsident SSAAMP
Es muss einfach mal gesagt werden, eine gute Medizin ist nicht rein wissenschaftliche. Gott sei Dank!
Die Aufgabe der Wissenschaft ist Wissen zu schaffen. Wissen ist aber alles andere als Verstehen. Verständnis bedeutet vernetztes Denken und nicht wie in der Wissenschaft die Reduktion auf Einzelteile. Wer rein wissenschaftlich denkt und handelt – so würde man meinen – handelt korrekt. Was ist aber korrekt? Korrekt ist wahr. Und die Wahrheit hält definitionsgemäss ewig. Wieso ist ein allbekannter Spruch bei den Wissenschaftlern: «Die wissenschaftlichen Aussage von heute ist der Irrtum von morgen»…? Wollen wir unsere Patienten mit dem Irrtum vom morgen behandeln? Als Mediziner, der bald 40 Jahre Medizingeschichte miterlebt hat, kann ich dies nur bestätigen. Wie viele wissenschaftliche Medikamente wurden als «Durchbruch» gefeiert und jetzt…? Vom Markt entfernt worden. Entweder mangels Wirksamkeit oder wegen den vielen und zum Teil tödlichen Nebenwirkungen. Hauptsache: Wissenschaftlich.
Quantität ist messbar und deshalb das einzige «wissenschaftliche». Qualität ist nicht messbar, nicht wissenschaftlich und deshalb in den Medien häufig zitiert als «zweifelhaft», «pseudowissenschaftlich» oder gar «dubiös». Dies ist Missinformation auf höchstem Niveau und aus meiner Sicht unverantwortlich. Wir dürfen uns niemals von solchen Äusserungen leiten lassen und dadurch vom qualitativen Weg in der Medizin abbringen lassen.
Veröffentlicht am: 16. Oktober 2019 Autor: Dr. med. Simon Feldhaus, Präsident SSAAMP
Linus Pauling definierte die orthomolekulare Medizin als Erhaltung einer guten Gesundheit und Behandlung
von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im
menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die
Gesundheit erforderlich sind.
So einfach diese
Definition erscheint, so komplexer stellt sich das Umsetzen im Alltag dar. Je
nach Indikation muss die Dosierung der verwendeten Substanzen anders gewählt
werden: Zur Prävention reicht in der Regel eine geringe Menge der
Mikronährstoffe aus, um die Gesundheit zu erhalten. Bei leichten Krankheiten
oder Beschwerden werden höhere Dosierungen benötigt, um wieder gesund zu werden.
Bei schwersten Krankheiten sind dann hohe Dosierungen vor allem
indikationsbezogen einzelner Substanzen notwendig um einen therapeutischen
Effekt zu erzielen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die deutlich
unterschiedlichen Dosierungen von Zink, Selen oder Vitamin D im Bereich
Prävention und Behandlung:
Ein akuter viraler Infekt benötigt
beispielsweise kurzfristige Tagesdosierungen von Zink im Bereich 60-90 mg (für
3-4 Tage), während für den präventiven Einsatz 10-20mg ausreichen. Selen in
Form von Natrium-Selenit wird im Bereich der Onkologie mit bis zu 500ug täglich
eingesetzt, während die präventive Dosierung bei 50ug liegt. Vitamin D kann bei
Autoimmunerkrankungen mit 3000 -5000 IE dosiert werden, wohingegen eine
präventive Dosierung bei ca 1000 IE liegt.
Somit brauchen
unterschiedliche Krankheiten unterschiedliche Mikronährstoffe und
unterschiedliche Dosierungen. Zudem ist bei jedem Menschen ein individuelles
biochemisches Profil vorhanden, welches zuerst durch eine Labordiagnostik
bestimmt werden sollte.
Es gibt
zahlreiche Kombinationspräparate auf dem Markt, die nicht zuletzt aufgrund
gesetzlicher Bestimmungen für die Therapie von Krankheiten in wesentlichen
Bereichen zu niedrig dosiert sind.
Das
Therapieprinzip der orthomolekularen Medizin beruht auf der Tatsache, dass der
menschliche Körper für ein gesundes, reibungsloses Funktionieren aller Organe eine
ausreichende Menge von Vitaminen, Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen
und essentiellen Fettsäuren benötigt. Doch genau dieser Zustand ist in der
heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Dies liegt unter anderem darin
begründet, dass unsere Lebensmittel aufgrund von unnatürlichen
Anbaubedingungen, Überzüchtung, Transport, Lagerung und Zubereitung nur noch
einen Bruchteil der ursprünglich vorhandenen Stoffe enthalten. Aber auch die
Ernährungsgewohnheiten tragen zu solchen Mängeln bei, so beschreibt der
Ernährungsbericht des BLV die Tatsache, dass eine ausgewogene Ernährung in der
Schweiz nicht mehr stattfindet.
Andererseits
kommt es beispielsweise durch Interaktionen von Medikamenten mit dem
Mikronährstoffhaushalt, Belastungen mit toxischen Metallen, chronischen Stress,
Rauchen oder Resorptionsstörungen zu negativen Beeinflussungen der
Mikronährstoffkonzentrationen im Körper.
Jeder Mensch ist
anders und hat sein eigenes biochemisches Profil, daher macht es Sinn auch die
orthomolekulare Behandlung individuell zu gestalten.
Sowohl die
Auswahl der verwendeten Mikronährstoffe als auch vor allem die Dosierung
derselben muss an diese Situation angepasst werden. Dies kann entweder durch Verwendung
von Einzelsubstanzen geschehen oder noch besser durch eine auf individuelle
Rezeptur hergestellte Mischung in Form eines Granulates. Hier ist das
Burgerstein Microcare System optimal geeignet da es genau diese
Individualisierung der Zusammenstellung und der Dosierung erlaubt. Das
Expertensystem unterstützt den Verordner und bietet eine Reihe vorbestimmter
Rezepturen die dann auf den Einzelfall angepasst werden können. Durch die
spezielle Galenik ist sichergestellt, dass keine Interaktionen der verwendeten
Mikronährstoffe untereinander auftreten.
Zusammenfassend
ist die moderne orthomolekulare Medizin ein auf den individuellen Fall
angepasstes Therapiesystem. Idealerweise erfolgt eine Zusammenstellung der
notwendigen Mikronährstoffe nach einer Labordiagnostik und anhand der Diagnosen
sowie allfällig eingenommener Medikamente.
Somit ist diese
Form der orthomolekularen Medizin an Fachleute mit entsprechender Ausbildung
gebunden, es gilt auch Interaktionen und andere Auswirkungen der
Mikronährstoffe zu beachten.
Abzulehnen ist
die langfristige, allenfalls hochdosierte Gabe von Mikronährstoffen ohne
Laborkontrolle da hier keine seriösen Aussagen über Wirkungen und Interaktionen
gemacht werden können.
Literatur:
Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jun 18;6:CD001364. doi: 10.1002/14651858.CD001364.pub4.
Zinc for the common cold
Uwe Gröber, Joachim Schmidt
& Klaus Kisters (2018): Important drug-
micronutrient interactions: A selection for clinical practice, Critical
Reviews in Food Science and
Veröffentlicht am: 26. August 2019 Autorin: Prof. Dr. med. Petra Stute, Stv. Chefärztin und Leitende Ärztin; Abt. für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin; Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
Einleitung
Die
Hypothese ist, dass Bioidentische Hormone (BIH) besonders gut wirksam und
verträglich seien, da sie identisch mit den vom Körper produzierten Hormonen
sind. Ihre Anwendung sei mit keinerlei Risiken verbunden. Wahrheit oder nur
gutes Marketing?
Definition Bioidentische Hormone
Unter
BIH versteht man aus Pflanzen hergestellte Hormone, die chemisch ähnlich oder
strukturell identisch mit den vom menschlichen Körper produzierten Hormonen
sind. Die Betonung liegt hierbei auf „strukturell identisch“ und nicht auf der
„pflanzlichen“ Quelle, denn viele nicht-bioidentische Hormone (z.B. Ethinylestradiol, Medroxyprogesteronazetat, Methyltestosteron)
werden ebenso aus Pflanzen (Yams, Soja) gewonnen [1].
In die Kategorie der BIH fallen sowohl behördlich (FDA, EMA, Swissmedic etc.)
regulierte hormonelle Arzneimittel als auch Hormonpräparate, die basierend auf
einer vom Arzt ausgestellten individuellen Rezeptur (engl. compounded preparation) von entsprechenden Apotheken (engl. compounding pharmacy) hergestellt
werden. Zu den behördlich regulierten BIH im Kontext der Hormonersatztherapie
zählen in der Schweiz z.B. mikronisiertes Progesteron (P), 17beta-Östradiol
(E2) und Östriol (E3). Auch BIH müssen synthetisiert werden, d.h. die Wirkung
ist nicht zu erzielen, indem man beispielsweise die Pflanzen direkt zu sich
nimmt.
Historie
Eine
Folge der Women’s Health Initiative war, dass die in der Studie eingesetzten,
nicht-bioidentischen Hormone für „schuldig“ an den Negativergebnissen erklärt
wurden. Als bessere Alternative wurden BIH propagiert, von denen es zu diesem
Zeitpunkt – anders als in Europa – in den USA wenige von der FDA zugelassene
Präparate gab. Günstig zeigte sich zudem die Gesetzeslage: Mit dem Argument,
dass Hormone auf natürlicher Basis in die Kategorie der Pflanzen/Kräuter (engl. herbs) fallen, werden über die
Haut zugeführte Hormone gemäss des Dietary Supplement Health and Education Act
(1994) den Nahrungsergänzungspräparaten (engl.
supplements) zugeordnet und sind somit von den Auflagen der FDA (Nachweis von
Wirksamkeit und Sicherheit) befreit. Diese Befreiung vom Zuständigkeitsbereich
der FDA beinhaltet ausserdem, dass z.B. im Beipackzettel keine
Kontraindikationen und oder Warnungen („black box warning“) genannt werden
müssen. Das ist einer der Gründe für die Propagierung der transdermalen
Applikation von BIH. Die Problematik der BIH Therapie liegt also nicht in ihren
Inhaltsstoffen, sondern in der individuellen Hormonrezeptur. Da die
Hormongemische individuell in Apotheken hergestellt werden, liegen keine
Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit vor. Die FDA und die Endocrine Society
ordnen daher den Begriff „Bioidentische Hormontherapie“ dem Marketing zu und
nicht einer auf wissenschaftlicher Evidenz basierten Therapieform [2].
Bioidentische Hormone – Wirksamkeit und Endometriumsicherheit
Ohne
Zweifel ist die Gabe von bioidentischen Östrogenen effektiv in der Therapie von
Wechseljahresbeschwerden. Alle von der Swissmedic zugelassenen
Östrogenpräparate enthalten bioidentische Östrogene. Kritisch ist die Frage der
Endometriumsicherheit bei der Kombination von Östrogen mit P.
Bei
Frauen mit intaktem Uterus ist im Rahmen einer systemischen HRT mit Östrogenen
die Gabe eines Gestagens zur Endometriumprotektion indiziert [3].
In
diesem Kontext ist P in der Schweiz wie folgt zugelassen: Bei Kombination mit
einem Östrogen beträgt die Tagesdosis im Allgemeinen 1 Kapsel Utrogestanâ 200 mg vor dem Schlafengehen
während 12 bis 14 Tagen des Zyklus. Es stellt sich die Frage, inwiefern vaginal
oder transdermal verabreichtes P ebenfalls zur Endometriumprotektion genügt. Während
es für die vaginale P Applikation einige Studien zur Endometriumsicherheit i.R.
einer systemischen Östrogentherapie gibt (off label use!), konnte bisher für
die transdermale P Gabe kein (!) Endometriumschutz gezeigt werden. Eine
Kombination von Östrogen mit transdermalem P ist also bei Frauen mit Uterus
obsolet! [4]
Fazit für die Praxis
Die
Studien- und Zulassungssituation für systemisch wirksame BIH lässt sich wie
folgt zusammenfassen (Tabelle 1):
BIH
Wirksamkeitsnachweis
in RCT
Swissmedic
Zulassung
Estradiol
(oral, transdermal)
✔
✔
Estriol
(oral)
keine
RCT ( ✔ )
✔
Progesteron
(oral)
nur
1 RCT ( ✔ )
–
Progesteron
(transdermal)
–
–
BIH
Sicherheitsnachweis
in RCT
Swissmedic
Zulassung
Progesteron
(oral)
✔
✔
Progesteron
(vaginal)
(
✔ )
–
Progesteron
(transdermal)
–
–
Tabelle
1: Wirksamkeit, Sicherheit und Zulassungssituation von BIH. Abkürzungen: BIH =
Bioidentische Hormone, RCT = randomisiert-kontrollierte Studie,
Basierend
auf Anamnese und Symptomen sollten mögliche Therapieoptionen bei menopausalen
Beschwerden dargelegt werden (Alternativ- und Komplementärmedizin,
nicht-hormonale Pharmakotherapie, verschiedene Hormonersatztherapien). Wenn eine Frau die
Verwendung von systemisch wirksamen Bioidentischen Hormonen wünscht, dann
sollte primär ein von der Swissmedic zugelassenes Präparat gewählt werden (orales
mikronisiertes Progesteron, orales/transdermales 17beta-Östradiol, orales
Östriol). Wenn
eine Unverträglichkeit gegenüber zugelassenen Präparaten besteht oder nicht
alle Symptome durch von der Swissmedic zugelassene Präparate behandelt werden
können, dann kann eine individuelle Rezeptur weiterhelfen. Es muss jedoch dann
darauf hingewiesen werden, dass keine Sicherheitsdaten für das individuelle
Produkt vorliegen.
Referenzen
[1] M. Cirigliano, Bioidentical hormone therapy: a review of the evidence, J Womens Health (Larchmt) 16(5) (2007) 600-31.
[2] M.S. Rosenthal, The Wiley Protocol: an analysis of ethical issues, Menopause 15(5) (2008) 1014-22.
[3] T.J. de Villiers, A. Pines, N. Panay, M. Gambacciani, D.F. Archer, R.J. Baber, S.R. Davis, A.A. Gompel, V.W. Henderson, R. Langer, R.A. Lobo, G. Plu-Bureau, D.W. Sturdee, S. International Menopause, Updated 2013 International Menopause Society recommendations on menopausal hormone therapy and preventive strategies for midlife health, Climacteric 16(3) (2013) 316-37.
[4] P. Stute, J. Neulen, L. Wildt, The impact of micronized progesterone on the endometrium: a systematic review, Climacteric 19(4) (2016) 316-328.
Veröffentlicht am: 5. August 2019 Autor: Prof.DDr.med.Dr.habil. Claus Muss
Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Im Darm sitzt der Tod“. In der Präventionsmedizin formulieren positiver: Im Darm sitzt die Gesundheit oder der Darm ist der wichtigste Ort der integrativen Prävention.
Tatsächlich ist der Verdauungskanal bekannterweise
nicht nur mit der Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe betraut, sondern stellt
die ganz entscheidende Regulationsfläche des Neven- und Stoffwechsels dar. Nach
den Ergebnissen zahlreicher Studien können wir davon ausgehen, dass der Darm
die gemeinsame Endstrecke wichtiger Abläufe für die Gesunderhaltung des Körpers
darstellt. Im Darm findet eine enge
Wechselbeziehung zwischen In- und Außenwelt statt. Das zahlenmäßig alle
Körperzellen des Menschen um ein zehnfaches übertreffende intestinale Mikrobiom
im Darm steht mit der Darmschleimhaut in enger Wechselbeziehung und reguliert über
zahlreiche Abläufe die Homöostase im
Neuroendokrinum.
Darm-Hirnachse
Um die mögliche
Interaktion zwischen dem Mikrobiom und dem Gehirn nachzuweisen, wurde an der
medizinischen Fakultät der Universität Kalifornien eine interessante Studie
durchgeführt. Hierbei wurde das fäkale Mikrobiom von Studienteilnehmerinnen (N=
40) untersucht und zudem eine funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des
Gehirns durchgeführt. Dies geschah während die Teilnehmerinnen Bilder ansahen,
die negative, neutrale oder positive Emotionen auslösen. Das Ergebnis: Die meisten
Frauen hatten einen Überschuss der Bacteroides (n = 33) und bei sieben
Frauen dominierte dagegen die Gattung Prevotella die Darmflora. Das MRT zeigte zudem
bei den Testpersonen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in der Hippocampus
Region (Region für Erinnerungen, Belohnungen und Stress). In der Bacteroides-Gruppe
war diese Region größer angelegt als bei den Frauen mit der Prevotella dominanten
Darmflora. Zudem wurde im MRT der Bacteroides-Gruppe eine dickere Schicht der
grauen Hirnsubstanz im Frontalcortex und in der Inselrinde beobachtet,
die für subjektive emotionale Erfahrung und bewusste Gefühle eine
entscheidende Rolle spielen. Beeinflusst also die Zusammensetzung der Darmflora
unsere Emotionen oder umgekehrt? (Autoren: Kirsten Tillisch von der David
Geffen Publiziert in Psychosomatic Medicine: Journal of Behavioral Medicine). Letztendlich
lässt sich dies noch nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es liegen inzwischen
zahlreiche u.a. auch tierexperimentelle Untersuchungen vor, die auf eine enge
Interaktion zwischen Gehirn und Darmflora hinweisen. So wird u.a. angenommen, dass die intestinale
Darmschleimhaut einen erheblichen Einfluss auf die Aufnahme und Bildung des Neurotransmitters
Serotonin haben kann. Serotonin wird häufig im Zusammenhang mit dem Glücksgefühl
beschrieben. Mögliche Wechselbeziehung zwischen
der intestinalen Darmschleimhaut und dem Serotoninsystem sowie dem Kynurenin-Tryptophan
Stoffwechsel sind derzeit Gegenstand der Untersuchungen von Diplomanden am
internationalen M.Sc. Lehrgang des Gesundheits Campus.
Darm- Stoffwechsel
Der Einfluss des Mikrobioms auf das
Stoffwechselsystem deutete sich bereits in zahlreichen tierexperimentellen
Untersuchungen an. So wurde in einer Untersuchung bei Mäusen z.B. ‚Lactobacillus
plantarum zugeführt, während eine Kontrollgruppe ohne jegliche Bakterienzufuhr
verblieb. Bereits nach sechs Wochen
zeigte sich eine veränderte Körperkomposition der Versuchstiere in der L. plantarum Gruppe. Ihr Fettanteil sank, ihre
Muskelmasse nahm zu. Zusätzlich waren sie in der Lage, länger in einem
forcierten Schwimmtest durchzuhalten und hatten darüber hinaus eine höhere
Griffkraft. Ein zusätzlicher Bluttest ergab verringerte Werte an Laktat,
Ammonium und Kreatinkinase. In Humanstudien konnte dann später auch der
Einfluss von Bakterien auf die Resorption wichtiger Aminosäuren zusätzlich nachgewiesen
werden.
In weiteren Humanstudien mehren sich in letzter Zeit
über das Tiermodel hinaus die Hinweise auf eine Interaktion zwischen
Darmgesundheit und Stoffwechsel. Insbesondere
durch Zufuhr von Bacillus Koagulats‘ konnte beispielsweise die
Absorbierungsrate, bestimmter wichtiger Aminosäuren wie z.B. Leucin um 23 %,
Isoleucin um 20 % ,Valin um 7 %, Glutamin um 116 % deutlich erhöht werden.
Sogar bei Eiweiß aus eher schwer verdaulicher pflanzlicher Quelle hatte dieser
Keim einen positiven Einfluss zu haben. Obendrein wurde eine signifikante
Verbesserung der Regeneration nach dem Training festgestellt, was
möglicherweise durch die zusätzlichen Aminosäuren zu erklären ist.
Darm- Immunsystem
Auch das Immunsystem wird bekannterweise entscheidend
an der Darmschleimhaut beeinflusst, wobei in erster Linie die Primärantwort an
der Darmschleimhaut stimuliert wird. Im Mittelpunkt dieser Aufgabe stehen
Immunrezeptormoleküle, die als Mustererkennungsrezeptoren (PRRs) bezeichnet
werden. Sie erfassen Pathogen-assoziierte molekulare Muster (PAMPs)
verschiedener exponierter Pathogener Strukturen Die Oberflächen Marker
Strukturen (TLR-spezifische PAMP) initiieren stromabwärts Signale über den
myeloiden Differenzierungsfaktor 88 (MyD88) und über einen alternativen
„MyD88-unabhängig“ Weg. Beide Wege führen zur Aktivierung von NF-kB
und anderen angeborenen Immunantworten, der Herstellung von Zytokinen und
Chemokinen, und schließlich zur Rekrutierung der adaptiven Immun Antwort.
In diesem Sinne kann die Darmschleimhaut zu einem
wichtigen immunologischen Phänomen beitragen, dass im englischen „Silent
Inflammation“ bezeichnet wird und eine chronisch aktivierte Entzündung beschreibt.
Silent inflammation wird bei zahlreichen Immunproblemen (Autoimmunerkrankungen,
Neurodegenerative Erkrankungen wie MS. ALS und Morbus Alzheimer) beobachtet und
wird auch als Erklärung für die Entstehung multipler Nahrungsmittelallergien
und Unverträglichkeiten angesehen.
Wie häufig tritt das Leaky Gut auf?
Hierzu können wir Angaben aus der eignen Praxis
gemacht werden. Wir sehen das Leaky gut bis zu 70-80% (!) in unserem
Patientenkollektiv. Auf die Möglichkeit
einer zuverlässigen Diagnosestellung dieses wichtigen Problems wird später noch
eingegangen.
Pathomechanismus des Leaky Guts-
Eigne Überlegungen dazu
Wie kommt es nun zur chronisch Immunaktivierung der Darmschleimhaut? Es handelt sich ja um eine erhöhte Permeabilität an der Darmschleimhaut (Leaky Gut). Im Zentrum der Leaky Gut Forschung stehen die leistenförmigen Kontaktzonen in der Zona occludens die eine Diffusionsbarriere in der Darmschleimhaut darstellen, die den parazellulären Transport von Molekülen über das Epithel kontrolliert. Beim „Leaky Gut“ sind diese Schutzsysteme der Darmschleimhaut in unterschiedlichem Ausmaß beschädigt. Gewährleistet wird die sogenannte intestinale (darmeigene) Barrierefunktion durch eine zusammenhängende Zellschicht, die den Raum zwischen den Epithelzellen mit ihren engen Verbindungen regelrecht versiegelt. Im Englischen wird diese dichte Verbindung als »Tight junctions« bezeichnet. Man kann sie sich wie schmale Bänder vorstellen, welche die Zellen umgürten und so den Zellzwischenraum 200-800 Pikometer (0.2-0.8 nm) abdichten. Trotz dieser Abdichtung ist jedoch ein kontrollierter Stoffaustausch möglich, der den Transport gewünschter Moleküle erlaubt, unerwünschter hingegen zu verhindern vermag. Das „Leaky Gut“ kann daher auch als durchlässiger oder permeabler Darm verstanden werden.
Verschiedene Mechanismen können zum Auflösen dieser
Kontaktzonen im Darm beitragen. Dazu gehören u.a. Umweltfaktoren,
Lebensmittelzusätze, allerdings auch verschiedene Arzneimittel (z.B. NSAR,
Antibiotika und PPI) sowie anhaltende, neurogene bzw. pyschovegetative
Stressfaktoren.
In einer nicht unbedingt repräsentativen Untersuchung unseres
Studentenkollektivs im postgradualen Lehrgang MSc „Integrative Medizin“ am
Gesundheits Campus SEU zeigten z.B. 16/20 Teilnehmer (80%) erhöhte
Rückstandsbelastungen (bis zu 300% des Referenzwertes) mit dem
Unkrautvernichtungsmittel Glyphosphat im Urin. Glyphosat wird bekannterweise
auch vor der Ernte auf Nahrungspflanzen (z.B. Getreide) aufgetragen trotz der
Tatsache, dass dieses Mittel von der WHO als Krebserzeigend eingestuft wurde.
Die Regulierungsbehörden in Eurropa kamen jedoch bislang trotz gegenteilig
vorliegender Evidenz zu dem Schluss, dass dies Mittel unschädlich sei.
Inwieweit weite Teile der Bevölkerung also belastetes Grundnahrungsmittel zu
sich nehmen lässt sich nur abschätzen. Sicher ist jedoch, dass viele Nahrungsmittel
den Köper schädigen anstatt zu nutzen. Dies ist in erster Linie auf die industrielle
Verarbeitung und dem Zusatz von Farbstoffen und Konservierungsstoffen zurück zu
führen. Lebensmittel können dabei schnell zu Nahrungsmitteln degradieren wobei
die Inhaltstoffen lebenswichtiger wichtiger Elemente /Spurenelemente/Vitamine) immer
in den Hintergrund treten. Die schnelle
Kaufentscheidung wird heutzutage am Supermarktregal über den Preis oder
Lockangeboten entschieden. Die Folge sind immer neue Hightech-Produkte und
-Produktionsverfahren. Traditionell hergestellte, hochwertige Lebensmittel gibt
es zwar nach wie vor höherpreisig zu kaufen, doch eben nicht zum Niedrigpreis
der Massenware, mit der die Industrie ihre Kundschaft ködert. Kaum hört man in
der Werbung etwas von besonderer Qualität. Der Lockruf geht übe das
Sonderangebot oder die verbilligte Ware. Dabei müsste eigentlich jeder wissen,
dass gutes nicht ganz billig sein kann. Auch nicht Lebensmittel.
In einer weiteren Studie haben wir die bislang umstrittene
Wirkung von Farbstoffen und Konservierungsstoffen auf das Leaky Gut (erhöhte intestinale
Permeabilität) anhand des Parameters EPX im Stuhl (N= 28 Probanden) untersucht.
Die Probanden wurden nach Ihren Reaktionen im
Cellular Allergen Stimulation Test (CAST) gegenüber mindestens
einen der 16 bekannten Allergenzusatzstoffe (Farbstoffe wie z.B: Qunolin,
Azurubin, Patent Blau, und Konservierungsstoffe wie z.B. Sulfite, Benzoat,
Nitrit, Salicylat und Glutamat) in zwei Gruppen untersucht. Die Gruppe A hatte mindestens
eine positive CAST Reaktionen und die Gruppe B hatte keine Reaktion in den
Zusatzstoffen zuvor gezeigt. Die Ergebnisse dieser Studie wurde auf dem
Internationalen Kongress für Lebensmittelchemie und Sicherheit in San Francisco
von uns vorgetragen.
Abbildung 1 untersuchte Allergene (Farbstoffe
und Konservierungsstoffe) im Kollektiv (n= 28).
Abbildung 2 Ergebnis der Untersuchung mit signifikant
erhöhten Biomarkern EPX bei Patienten die eine Zusatzstoffallergie (Immuntyp
IV) nachgewiesen hatten.
In dieser Untersuchung wurde damals eine Inflammativ,
gastrointestinale Immunantwort auf Lebensmittelfarb- und Konservierungsstoffe
nachgewiesen. Damit konnten wir zumindest in einem kleinerem Studienkollektiv
nachweisen, dass Farb- und Konservierungsstoffe schädlich für das
gastrointestinale Immunsystem sein können.
Diese Pilotstudie ist unserer Kenntnis nach die
bislang aber einzige Untersuchung geblieben, die systematisch die Wirkung von
Nahrungsmittelzusätzen immunologisch und anhand von Biomarkern in einem
bestimmten Kollektiv statistisch untersucht hat. An den weit verbreiteten internationalen
Einsatz solcher Zusatzstoffe hat sich bislang nichts geändert. Die Lebensmittelindustrie
produziert weiterhin mit stattlicher Duldung Nahrungsmittel (und eben nicht
Lebensmittel), die sich günstig und einfach herstellen lassen. Gesundheitliche
Bedenken werden dem Verkaufserfolg untergeordnet. Wie viele unerkannt
geschädigte Jugendliche und Erwachsene tatsächlich auf diese
Lebensmittelzusätze nun reagieren, ist bislang nicht abschätzbar.
Umweltbelastungen wirken sich
nachweislich schädlich auf die empfindliche Immunbarriere der Darmschleimhaut
aus. In der Wechselbeziehung zwischen Darmschleimhaut und Darminhalt sind 20 µm
entscheidend.
Dabei handelt es sich um die eine Kontaktzone in der Darmschleimhaut (Tight
junctions). Es handelt sich dabei um die Filterstation die im Darm zwischen
Transparenz und Resorption entscheiden. Solche Post synaptic density (PDZ)
Zonen bestehen aus etwa 80-90 Aminosäuren, die dazu dienen,
Transmembranproteine an das Zytoskelett zu verankern. Die intrazellulären
Domänen können auch mit Nicht-PDZ-bindenden Domänen interagieren, die mit
junctionalen Membranproteinen, dem Aktin-Zytoskelett und
Signalisierungsproteinen interagieren können.
Abbildung: Intestinale Schutzschicht
Quelle : C. Muss Das LEAKY GUT- Eine häufig verkannte
Diagnose. JATROS Infektiologie &
Gastroenterologie-Hepatologie 2019
Folgen des Leaky Guts
Die erhöhte intestinale Permeabilität fördert den
Austausch zwischen dem gastrointestinalen Immunsystem und den Mikrobiota sowie
Endo bzw. Enterotoxinen aus dem Darmlumen. Dies führt an der Darmschleimhaut zu
lokalen sowie im Körper auch zu generellen Entzündungsreaktionen.
Endotoxin-Moleküle werden an ein spezielles Protein im Blutplasma gebunden, dem
LBP (Lipopolysaccharid bindendes Protein). Das LBP transportiert das Endotoxin
in die Leber, wo es durch spezielle Enzyme, die Leber-Phosphatasen, inaktiviert
wird. Aber auch die Blutplättchen, können Endotoxine binden und in Form von
Blutplättchen-Aggregaten (»micro white clots«) in der Mikrozirkulation des
gesamten Körpers, auch im Zentralnervensystem (!) verteilen. Nachfolgend können
sich im gesamten Versorgungsgebiet des Köpers dadurch proinflammatorische Immunaktivierungen
einstellen, die über eine „Silent Inflammation Reaktion“ zunächst symptomlos
verbleiben können. Infolge der ständigen und chronischen symptomarmen
Entzündungsreaktionen stellen sich aber letztendlich gewebespezifische Degeneration
Prozesse ein.
Dieser anfänglich in der Darmschleimhaut stattfindende
vermehrte Endotoxin Transfer zündet also möglicherweise eine Vielzahl von
Symptomen und löst damit klinische Symptome aus die in das Fachgebiet der
Neurologie, der Stoffwechselmedizin (Endokrinologie) und dem Immunsystem
reichen.
Bei Entzündungen durch Interaktionen der Erythrozyten
mit Membran-affinen Bakterien-Spezies
und durch chemische Noxen induzierten Zelldefekten wandern T-Lymphozyten
aus der Blutzirkulation in den enterozytären Zellverband zur in-loco-Abwehr (Freisetzung von
Defensiven und speziellen Antikörper-Strukturen). Dabei exprimieren die
eingewanderten T-Lymphozyten auch Zonulin, ein Enzym mit
Serinproteaseaktivität, welches die tight junctions abbaut und damit den
Eintritt/Durchtritt der T-Lymphozyten durch die dichte einlagige
Enterozytenschicht ermöglicht. Durch diese strukturelle Auflockerung des
enterozytären Zellverbands können letztendlich die Endotoxine („Leichengifte“
aus den Zellmembranen der abgestorbenen Bakterien) im besonderen Maße passiv
dem Konzentrationsgefälle folgend in die interstitiellen Räume des Darms und
letztendlich in die Mikrozirkulation des Darms eindringen. Dort werden die
Endotoxinmoleküle an einem speziellen Protein im Blutplasma gebunden, dem LBP
(Lipopolysaccharid bindendes Protein). Das LBP transportiert das Endotoxin in
die Leber, wo es durch Leber-Phosphatasen inaktiviert wird.
Aber auch die Zellen des Blutes, speziell die
Blutplättchen, können Endotoxine binden und es so in Form von Plättchen
Aggregaten („micro white clots“) in der Mikrozirkulation des gesamten Körpers,
auch im ZNS, verteilen. Bisher waren keine therapeutischen Ansätze vorhanden,
den erhöhten Endotoxin-Transfer aus dem Darm direkt zu antimonisierend.
Tabelle 1:Mögliche Symptome bei Leaky Gut
Der Nachweis des Leaky Guts gelingt am
sensitivsten derzeit über Thrombozyten Zählung im Blut. Es handelt sich um den
sogenannten PANDA Test mit dem in vitro die Reaktion der Thrombozyten auf
Heparin und Citrat abgeschätzt werden kann.
Dieser Test ist zum Nachweis von Permeabilitöätsstörungen im
Magen/Darm-Trakt, speziell bei Patienten mit Leaky Gut Syndrom (LGS) oder
akuten bzw. chronischen Virusinfekten angezeigt. Dabei kommt es zu einer
verstärkten ENDOTOXIN-Translokation aus dem Darminhalt in die Mikrozirkulation
des Intestinums. Damit ist der PANDA der einzige Labortest, die die Ursache des
LGS auch als Bed-Site-Methode quantitativ erfasst und zum Drug Monitoring
während der Therapie geeignet ist.
Der Test wird mittels venösen Bluts in drei kommerziellen Monovetten,
z.B. von Sarstedt GmbH durchgeführt: Aus EDTA-, Heparin- oder
Zitrat-Monovetten werden in einer Transitzeit von max. 30 min kleine Blutbilder erstellt
und die dabei gewonnenen Blutplättchenzahlen einem Vergleich unterzogen:
Sind alle
drei Werte gleich groß (+/- 10 %), dann ist der Darm „gesund“
Ist die
Plättchenzahl im Heparinblut gegenüber der Zahl der Plättchen im EDTA-Blut
deutlich abgefallen, dann liegt ein LGS (akute Form z.B. viralem Infekt) vor.
Ist die
Zahl der Plättchen im Heparinblut und im Zitratblut im Vergleich zum
EDTA-Blut abgefallen, dann ist wegen des LGS auch eine erhöhter Blutplättchen
Umsatz zu diagnostizieren, die jungen Plättchen sind osmotisch instabil,
ursächlich durch die Vorlage von hyperosmolarer Zitratlösung kommt es dann zur Plättchen
Aktivierung und Aggregatbildung.
Der Test ist
extrem einfach und sicher, kostengünstig und eben auch als
„Schnelltest“ einsetzbar und wird von uns daher im klinischen Einsatz
zum Nachweis des Leaky Gut Syndroms genutzt.
Ausblick – wie helfen?
In ersten präklinischen Untersuchungen an
Krankheitsmodellen (z.B. Colitis-Maus oder isolierte Darmschlingen von
Schweinen) konnte eine Reduktion des Zonulins mit speziellen Silikonölen
(Dimeticon) gezeigt werden. Die Internationale Gesellschaft für angewandte
Präventionsmedizin (www.i-gap.org) führt derzeit klinische
Studien zur weiteren Erforschung des Leaky Guts und dessen Behandlung mit
biologischen Wirkstoffen (z.B. Glutamin, Zink, Resveratrol bzw. AHCC) durch.
Weiteren Aufschluss zum Thema Leaky Gut ist auch über das Buch Das Hilft bei
Leaky Gut (siehe unten) erhältlich.
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